„Wer lebt, stört!“ (Ruth C. Cohn)
Mit dem Leitungsverständnis der TZI aktivistische Themen und Strukturen ausgestalten
TZI als Instrument zur (Selbst-)Leitung in aktivistischen Gruppen um Anliegen und Perspektiven zusammenzubringen, sowie das Spannungsfeld zwischen gesellschaftspolitischem Engagement, Lohnarbeit und Privatleben zu navigieren.
Klimakrise. Queer- und Transfeindlichkeit. Barrieren und Zugangsbehinderungen. Unterfinanzierte
Bildungssysteme. Lohndumping und steigende Armut. Rechtsradikale auf der Straße und im Parlament.
Wir alle sind von diesen Problemen betroffen – allerdings in sehr unterschiedlicher Massivität. Jede dieser
strukturellen Herausforderungen erzeugt ein Spannungsfeld, in dem ich mich positionieren muss. Ich kann
mich nicht nicht dazu verhalten. Dabei stellen sich immer wieder zwei zentrale Fragen: Was tue ich mit mir,
wenn die Andere nicht so ist, wie ich es brauche? Was tue ich, wenn die „Normalität“ zur Störung wird?
Denn je länger diese Krisen andauern, desto mehr müssen wir einsehen: Niemand kommt um uns zu retten –
wir müssen es selber tun.
Wie kann ich in einem breiten gesellschaftlichen Feld wirksam werden – persönlich und mit anderen
gemeinsam? Welche Formen von Aktivismus und Widerstand funktionieren – für mich persönlich und für
mein Anliegen? Für welche Rolle eigne ich mich in Bewegungen, Kampagnen, Aktionen?
Wie bewege ich etwas in meinem Alltag? Wie machen das Andere? Wie kann ich Menschen in meinem
Umfeld dazu bringen, aus dem Wissen über Probleme und Herausforderungen in konkretes Handeln zu
kommen? Wann sind Verweigerung, Blockade und Streik sinnvollere Mittel als Diskurs und Kompromiss?
Von welchen Kämpfen muss ich mich distanzieren, um nicht zerrieben zu werden? Wo kann Abgrenzung
auch heilsam sein?
Wie kann ich mit mir und meinen Mitstreiter*innen fürsorglich und zugewandt umgehen?
Wir wollen erkunden, welche Werte und Haltungen unseren Aktivismus leiten, um uns nicht bloß an Zielen
abzuarbeiten, sondern einen je eigenen Kompass für gesellschaftliches, politisches, aktivistisches Handeln zu
entwickeln.
Die Themenzentrierte Interaktion nach Ruth C. Cohn kann als eine soziale Technologie zur Arbeit in und mit
Gruppen betrachtet werden. Dabei fokussiert sie auf (Selbst-)Leitung in sozialen Situationen. Als solche
kann die TZI ein Baustein für die Arbeit in aktivistischen Gruppen sein, wenn wir lernen Themen und
Strukturen als Leitungsinstrumente mit Wissen und Fertigkeiten aller Teilnehmenden auszufüllen. Konzept
und Verständnis der Leitung der TZI können uns unterstützen, unsere vielen unterschiedlichen Kompetenzen
und Ansprüche zusammenzubringen.
Auf Grundlage der TZI wollen wir Themen und Anliegen, Perspektiven und Kämpfe zusammenbringen und
überprüfen: Worauf können wir uns einigen? Wieviel Differenz können wir aushalten? Wie schaffen wir
Räume, in denen wir auch unbeschwert und glücklich sein können?
Das Seminar gibt uns einen gemeinsamen Raum die Wünsche, Ideen, Themen und Probleme rund um unsere
aktivistische Arbeit in den Blick zu nehmen. Dabei möchten wir besonders auf die Spannungsfelder
zwischen verschiedenen aktivistischen Anliegen, zwischen Engagement, Lohnarbeit und Privatleben, sowie
zwischen gesellschaftlichen Prozessen und individuellen Entscheidungen achten.
Aufgrund unserer unterschiedlichen Aktivismen bringen wir unterschiedliche Expertisen mit. Wir wollen uns
über Erfahrungen austauschen und uns gegenseitig inspirieren, uns empowern, um zu Hause mit neuer Kraft
und neuen Ideen gute Projekte und Aktionen in die Tat umzusetzen – endlich wieder lebendig und lustvoll zu
stören.
Wir möchten dich explizit einladen uns auf günstigere Teilnahmekonditionen anzusprechen, wenn du
Schülerin, in Ausbildung/Studium, Aktivisti, Geringverdienerin, #IBA, Teilnehmer*in eines JE-
Durchgangs oder anderweitig in finanziell prekärer Lage bist.