Im Spannungsfeld zwischen Loslassen und Mitgestalten

Ein Kurs zum kollektiven Leiten und Begleiten

P - Persönlichkeitsseminar A1 - Aufbauseminar Zülpich
Seminareinheiten: 18
Sprache:
• Deutsch

Wer ein kollektives Projekt/Unternehmen initiiert hat, kann paradoxerweise zum Zugpferd in einer basisdemokratischen Struktur werden. Wie kann man mitgestalten und loslassen?

Die Realität von Leitungsarbeit in selbstverwalteten Betrieben und Organisationen ist divers. Die Bedürfnisse nach Absprache und Zuständigkeit unterscheiden sich von Kollektiv zu Kollektiv. Die Betriebe, Wohngenossenschaften und Gemeinschaften sind ja individuell strukturiert. Jedes Kollektiv hat seine Erfahrungen mit Leitung oder der Abwesenheit von Leitung gemacht und daraus implizit oder explizit etwas gelernt. So gibt es eine Vielzahl an Lösungsansätzen und Erfahrungen. Das ist ein enormer Schatz!

Doch nicht selten gilt in Kollektiven, Genossenschaften und Gemeinschaften die Devise: „Bei uns gibt es keine Hierarchie.“ Doch beim genaueren Hinschauen finden sich ein:e oder mehrere Kolleg:innen – vielleicht noch aus der Gründer:innen-Generation – an denen vieles hängt. Manche von ihnen sind, ohne es zu wollen, zur/zum Chef:in geworden.

Wir möchten in diesem Kurs der Frage nachgehen, wie es uns gelingen kann, Leitung unter Gleichrangigen zu teilen. Wie kann ein Zugpferd abspannen, ohne dass die Organisation ins Trudeln gerät? Und wie schafft es eine:r, der/die gerne möchte, mehr Verantwortung zu übernehmen?

Die Themenzentrierte Interaktion kann dabei nützlich sein. Wir setzen uns mit den TZI-Konzepten von Macht und Chairpersonship auseinander.

Dabei wollen wir auch ans Eingemachte gehen: Nicht selten ist das Gespräch übers Leiten konfliktreich und aufreibend. Die Spannung zwischen Anspruch und Status Quo wird deutlich. Und vielleicht dämmert mir als Mitglied des Kollektivs, dass auch ich mich entwickeln muss. Möglicherweise verliere ich meinen Status oder ich muss meine Grenzen erweitern.

Frei nach Ruth Cohn ist Courage die Fähigkeit, trotz dieser Risiken Entscheidungen zu treffen, die den eigenen Werten entsprechen. Was macht der/dem informellen Chef:in Mut, loszulassen? Was ermutigt den Neuling, eine Aufgabe zu übernehmen, die ihn vielleicht überfordert?

Der Kurs bietet die Möglichkeit, Situationen aus dem eigenen Kollektiv in einem geschützten Rahmen zu bearbeiten.

Der Kurs richtet sich an alle Menschen, die sich mit Leitungsarbeit in Gruppen ohne strukturelle Hierarchien beschäftigen möchten. Wahrscheinlich sind das meist Mitglieder von selbstverwalteten Organisationen oder solchen, die auf dem Weg dahin sind. Wir denken auch an Bewegungsarbeiter:innen, Organisationsberater:innen, Supervisor:innen oder Coaches, die seriös mit Kollektiven arbeiten wollen.

Wir ermutigen strukturell unterdrückte Menschen, sich anzumelden.
Damit insbesondere FLINTA-Personen so sicher wie möglich sind, wird es in Absprache mit dem queer-feministischen Betreiber:innen-Kollektiv lila_bunt ein Awareness-Konzept für den Kurs und das Tagungshaus geben.

Zeiten
Das Seminar gliedert sich in einen Blockkurs im Haus lila_bunt in Zülpich (Zelten ist möglich), zwei Einzeltage und drei Abendsitzungen im virtuellen Raum.

  • Blockkurs: 09.08.2024 (14:30 Uhr) bis 11.08.2024 (12:30 Uhr plus Mittagessen)
  • Digitale Tage: 31.08.2024 und 01.11.2024: jeweils 09:00-15:30 Uhr
  • Einzelne digitale Einheiten: 01.08.2024; 20.08.2024; 22.10.2024: jeweils 19:15-20:45 Uhr